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Alte Glasschleiferei
Eingebettet im Naturpark Oberpfälzer Wald, liegt eine alte Mühle an einem idyllischen Fluss. Bunt umrahmt das Herbstlaub das historische Gebäude und fast möchte man meinen, man höre die alten Hammerwerke noch klopfen. Die Obere Pfalz in Bayern war im Mittelalter ein reiches Land, in dem Eisen, Gold und Silber abgebaut wurde. Zahlreiche Glashütten und Glasschleifen säumten die Bäche und Flüsse, um die kostenlose Wasserkraft zu nutzen.
Über 230 Standorte solcher Mühlen sind bayernweit belegt. Die Glasschleifen prägten hier die Industriegeschichte des 19. bis 20. Jahrhunderts.
Als einzige komplett in der Anlage erhaltene Mühle hatte die "Alte Schleif" 1990 ihr 100-jähriges Bestehen. Die historische Glasschleife, das fast vergessene Erbe dieser frühen Industrie, war lange vergessen und in einen Dornröschenschlaf verfallen. Die Mühle hat mit seinem morbiden Charme echtes Suchtpotential, man spürt hier förmlich das ehemalige Arbeiten und Schaffen des Hauses.
Die Glasschleifen waren im 19. Jahrhundert wichtig, da das produzierte Flachglas zunächst undurchsichtig war und erst durch das weiter bearbeiten in den Glasschleif- und Polierwerken transparent wurde. Die Filzteller kreisten über die Glasflächen, wurden mit Wasser und Poliermehl bearbeitet. Als Poliermehl kam Eisenoxid, das jeder Polier färbte und das noch heute wie roter Pulverschnee in der gesamten Schleife liegt, zum Einsatz. Bis zu zwölf Stunden wurde maschinell poliert, anschließend noch mit der Hand. Zehn bis 15 Leute umfasste die Belegschaft und 24 Stunden am Tag war das Drehen, das Rattern und Dröhnen zu hören. Sogar nachts waren zwei Personen beschäftigt.
Mit der veränderten Flachglasherstellung, bei der das Glas schon transparent hergestellt werden konnte, kam im 20. Jahrhundert das Ende der Glasschleifen. Bis 1952 wurde die Schleife noch vom letzten Besitzer und seiner Familie betrieben. Davon leben konnte die Glasschleifer-Dynastie schon seit Langem nicht mehr. Der Fortschritt des Industriezeitalters war nicht aufzuhalten und holte die alte Handwerkskunst ein.