Photography and Videography
Feriendorf Grabow
Das ehemalige Ferienobjekt in Grabow gehörte dem 1970 in der DDR gegründeten VEB Möbelkombinat Hellerau. Das eigentliche Unternehmen besteht jedoch schon seit 1898 und wurde unter dem Namen „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Schmidt und Engelbrecht” gegründet. 1992 wurde das Unternehmen reprivatisiert. Der Feriendienst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) war in der DDR der größte Träger im Tourismus.
1971 wurde durch das VEB Möbelkombinat Hellerau in Grabow ein Bauantrag für den Umbau des Ferienobjektes gestellt. Auf alten Luftbildern ist zu erkennen, dass bereits 1953 hier schon mehrere Häuser standen. Laut Zeitzeugen waren die Gebäude ursprünglich eine Art von Schnitterkaserne und Waschküche. Saisonarbeiter bzw. Wanderarbeiter haben hier Schafe geschoren. Auch Leute, die keine Lust auf Arbeit hatten, sollen sich teilweise hier aufgehalten haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Dächer noch alte Dachziegel. Erst mit dem Umbau in den Jahren 1968 bis 1974 bekamen die Dächer das typische Reetdach. 1976 erfolgte die Inbetriebnahme als Ferienobjekt. Das Ferienobjekt bestand aus mehreren Bungalows, einem Bettenhaus, ein Speisesaal und provisorische Parkplätze. Der Speisesaal war einfach eingerichtet. An großen Tischen saßen teilweise mehrere Paare oder Familien mit am Tisch. Für musikalische Untermalung stand allerdings nur ein einfaches Radio zur Verfügung. Für Unterhaltung gab es im Speisesaal auch einen Fernseher des Fernsehgerätewerks Stassfurt. Ebenso einfach gestrickt waren auch die Zimmer im Bettenhaus und in den Bungalows. Einfache Schränke, Doppelstockbetten und einfache sanitäre Einrichtungen. Für einzelne Paare bis hin zur Familie war alles vorhanden. Vor den Bungalows gab es zusätzliche Sitzbänke. Die wenigen Mitarbeiter haben direkt vor Ort in einem Altbau gewohnt.
Die Gäste waren in der Nebensaison meist ältere Bürger aus Sachsen. „Die Sachsen waren immer gute Kaffeetrinker und Kuchenesser” so eine ehemalige Mitarbeiterin in Grabow. In der Hauptsaison kamen dann viele Familien mit Kindern, aber auch Gastarbeiter aus Ungarn sowie auch Taubstumme aus Großröhrsdorf die das Unternehmen damals in Hellerau beschäftigte. Das Essen wurde vor Ort frisch zubereitet.
Mit der Wende kam auch das Ende für dieses Objekt. Wind und Wetter machen den Gebäuden natürlich zu schaffen. Fenster gingen kaputt, die Dächer wurden undicht bzw. sind ganz eingefallen, es regnet ein und beschädigt somit weiter Bestandteile der Gebäude. Teilweise sind ganze Dächer komplett eingestürzt. Der holzige Fußboden fängt an zu verfaulen. Heute ist dieses Objekt weiter von Verfall und Vandalismus bedroht. Zwischendurch wurden Türen und Fenster gegen illegalen Zugang gesichert.
Das Feriendarf lag an einer wunderschönen Stelle, nur wenige Minuten vom Meer entfernt. Wenn man an ruhigen Tagen durch die Ruinen streift, glaubt man noch das Geschrei von glücklichen Kindern zu hören.