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Porzellan-Fabrik

Der Ort Arzberg im oberfränkischen Fichtelgebirge war lange Zeit Synonym für das weiße Gold: die Rede ist von Porzellan.  Wer kennt es nicht, das Porzellan mit Strohblumen- und Zwiebelmusterdekor von Kahla oder edles Geschirr von Rosenthal und Hutschenreuther. Die für die Herstellung benötigten Rohstoffe Kaolin, Feldspat und Quarz kamen aus der Umgebung, günstige Facharbeiter konnten aus Thüringen und Oberfranken rekrutiert werden. Die Geschichte beginnt um 1872, als in Arzberg eine Tonwarenfabrik in gegründet wurde.

 

Aus Familienbetrieben wurden Aktiengesellschaften und die Region erreichte einen ansehnlichen Wohlstand.

 

Während des zweiten Weltkrieges wurden auch unsägliche Mengen an Hausrat zerstört, so dass die Menschen ab 1948 regelrecht Schlange standen, um Porzellan kaufen zu können.

 

Durch die Industrialisierung wurde aus dem weißen Gold eine Massenware. Mitte der 80er überschwemmt Billigporzellan aus Osteuropa und Asien den Markt und führt zu einem dramatischen Abwärtstrend, dem viele Werke nicht standhalten konnten und schließen mussten.

 

Leider wurden inzwischen bereits viele der renommierten, alten Produktionsstätten abgerissen. Aber nicht alles, es stehen noch Maschinen, Regale mit reichlich Formen und Porzellan. Viele Räume sehen aus, als seien die Arbeiter gerade erst in den Feierabend gegangen.

 

Das Gebäude ist gegen unbefugtes Betreten gut gesichert.

 

Hier ein paar schöne Anekdoten und Höhepunkte der Geschichte des Arzberger Porzellan.

Unpraktische Terrinen

„Wenn Sie so gut wissen, wie eine gute Terrine sein muss, dann machen Sie doch eine“, fordert Fritz Kreikemeier, Direktor der Porzellanfabrik Arzberg, den jungen Diplom-Ingenieur Hermann Gretsch heraus. Dieser hatte kritisiert, dass keine der gängigen Terrinen am Markt sich mit einem Schöpflöffel restlos ausschöpfen lasse, geschweige denn eine schöne Form habe. Gretsch entwirft. Und überzeugt. Mit der Form 1382 beginnt der Aufstieg des fränkischen Porzellanherstellers als erfolgreicher Vorreiter modernen und funktionalen Gebrauchsporzellans. Das war 1931.

 

Exklusive Aufträge

Das Porzellan im Bundeskanzleramt musste man nicht umdrehen, um die Marke des Herstellers auf der Unterseite zu entdecken – das Geschirr mit dem goldenen Rand und der Vignette des Bundesadlers darf nur Arzberg herstellen: Ende der sechziger Jahre stattet der fränkische Porzellanfabrikant das Bundeskanzleramt mit einer Sonderedition der Form 2000 von Heinrich Löffelhardt aus. Zum 100. Geburtstag Löffelhardts wird das Bundeskanzleramt mit exklusiv sonderangefertigtem Geschirr und neuen Artikeln beliefert. Das war 2001.

 

Turbulente Zeiten

Lange zehrt die deutsche Porzellanindustrie vom Wirtschaftswunder und festigt über Jahrzehnte mit hoher Qualität und anspruchsvollem Design ihr internationales Standing. Im Zuge der Wiedervereinigung und der Globalisierung – mit Billigimporten aus Osteuropa und Asien – wird viel Porzellan zerschlagen. Und wieder neu zusammengefügt: Arzberg kommt als Teil der Hutschenreuther AG zur Winterling AG. Dann übernimmt die SKV-Porzellan-Union die traditionsreiche Designmarke. Später übernehmen der seit 1997 als Geschäftsführer bei Arzberg tätige Helmut Sättler und der international renommierte Designer Peter Schmidt die Geschäftsanteile der Arzberg-Porzellan GmbH. Das war 2003
 


Bis heute wird in Arzberg Porzellan hergestellt. In neuen Produktionshallen. Die Geschichte geht weiter.

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