Der Bunker
Der "Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes" ist eines der spektakulärsten Bauwerke Deutschlands. Südlich von Bonn im Tal der Ahr zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dernau in Rheinland-Pfalz.
Seine politische und kulturgeschichtliche Bedeutung ist einzigartig.
Neben den Resten der Berliner Mauer ist der Atombunker das wichtigste bauliche Dokument des Kalten Krieges.
Die Geschichte des Bunkers reicht bis vor den I. Weltkrieg zurück.
Ursprünglich als Eisenbahntunnel geplant und gebaut, dient er in den 1940er Jahren der Rüstungsindustrie: KZ-Häftlinge montieren hier Abschussvorrichtungen für V2- Raketen.
Im Zeitalter atomarer Bedrohung wird die Anlage, rund 30 Kilometer vom Regierungssitz Bonn entfernt, 1960-1972 zum so genannten „Regierungsbunker" ausgebaut.
Planung und Ausführung sind streng geheim.
Ein gigantisches Gangsystem liegt unter Weinbergen versteckt: 19 Kilometer Tunnellänge, 83.000 Quadratmeter Nutzfläche.
Der Bundespräsident, die Regierung, ein Notparlament, Militärs und Vertreter der Finanz- und Wirtschaftswelt hätten hier im Verteidigungsfall 30 Tage überleben können.
1997 fällt der Entschluss, die Anlage stillzulegen.
Die weltpolitischen Rahmenbedingungen hatten sich geändert und die Bundesregierung war in das 650 Kilometer entfernte Berlin gezogen.
Die Bunkeranlage im Ahrtal war überflüssig geworden.
In den 1930er Jahren werden die Tunnel für die Zucht von Champignons genutzt.
Regierungsbunker
Der Regierungsbunker wird in den Jahren 1960 bis 1972 gebaut.
Die Entscheidung für den Bau der Anlage ist vor dem Hintergrund des Kalten Krieges gefallen.
Nach 1950 wird das Areal vom Technischen
Hilfswerk (THW) zunächst als Übungsgelände genutzt. Die Planungen für einen Ausweichsitz beginnen mit dem NATO-Beitritt der Bundesrepublik 1955. Im Verteidigungsfall soll der Bunker im Ahrtal den Verfassungsorganen umfassenden Schutz bieten und ihre Handlungsfähigkeit bis zu einem Gegenschlag gewährleisten. Er ist Teil des Abschreckungskonzeptes der NATO.
Ausschlaggebend für die Auswahl des Standorts sind die bereits vorhandenen Tunnelanlagen, die geologische Struktur und die Nähe zu Bonn. Der Bau der Anlage gilt als streng geheim. Er trägt den poetischen Codenamen „Rosengarten".
Veröffentlichen von Presseberichten und Fotos werden geahndet, die Pressefreiheit gerät in Gefahr.
Die Geheimdienste der DDR sind iedoch im Bild.
In regelmäßigen Abständen wird der Ernstfall geprobt. Alle zwei Jahre im Februar/März finden NATO-Wintex-Übungen statt.
Die Anlage in Betrieb
Die Bunkeranlage hat gigantische Ausmaße: fünf autarke Tunnelteile, die im Ernstfall hätten voneinander abgekoppelt werden können;
insgesamt 19 km Stollenlänge und 367.000
Kubikmeter umbauter Raum.
Was hier errichtet wurde, ist deutsche Wertarbeit: auf 83.000 Ouadratmeter Nutzfläche sind 936 Schlafzellen,
897 Büros und Konferenzräume, Kino, Fernsehstudio, Labore...
...außerdem Operationssäle, Druckereien, Küchen, Friseursalon, Vorratsräume, Werkstätten und Ersatzteillager entstanden.
Rund 200 Mitarbeiter gewährleisten den Betrieb.
Sie sind zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet.
Anlage, Einrichtungen und Mobiliar werden für den Ernstfall in Stand gehalten.
1997 wird die Aufgabe des Bunkers beschlossen.
Der Kalte Krieg ist beendet.
Für Deutschland sieht man keine atomare Bedrohung mehr.
Auflösung und Rückbau
Am 07.12.1997 beschließt die Bundesregierung die Aufgabe des Ausweichsitzes der Verfassungsorgane.
Es wird versucht, eine sinnvolle Anschlussnutzung für den Bunker zu finden, jedoch ohne Ergebnis.
Der Entschluss, die Anlage aufzugeben, wird durch verschärfte Brandschutzauflagen und den Regierungsumzug nach Berlin befördert.
Die Verkaufsanzeige des Bundes vom 12.06.1998
stößt im In- und Ausland auf große Resonanz, die Veräußerung der Anlage gelingt jedoch nicht.
Keines der Nutzungskonzepte genügt den Anforderungen.
Im September 2001 wird mit dem Rückbau des riesigen Tunnelsystems begonnen.
Ziel der etwa 35 Millionen Euro teueren Aktion ist die vollkommene Entkernung des Bunkers, die sich nach Prüfung aller Alternativen als die wirtschaftlichste Lösung herausgestellt hat.
Die Arbeiten werden 2006 abgeschlossen.
Ein 200 m langes Tunnelstück bleibt erhalten und wird in Trägerschaft des Heimatvereins Ahrweiler der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
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