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Weltausstellung Papierfabrik

Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, DDR, BRD. Diese riesige Papiermaschine hat alles gesehen. 1900 auf der Weltausstellung erstmals gezeigt. Damals eine Sensation. Heute atemberaubend. Die Papiermaschine kam zur Papierherstellung in einer Mühle in Thüringen bis 1993 zum Einsatz.

Die Anlage ist kein klassischer Lost Place, aber mit viel Einsatz wurde das Werk erhalten, wie es am Ende der Produktion aufgegeben wurde.   

 

Die Mühle wurde urkundlich bereits 1371 genannt. Als Kaiser Karl IV.  am 23. März 1371 in der Nähe eine Feste kaufte. Zu Beginn eine Wassermühle, die auf einer Karte aus dem Jahr 1757 noch eingezeichnet ist.  Um 1787 kaufte der Papiermüller Adam Erdmann Flinsch die Papiermühle. Ferdinand Traugott Flinsch führte 1843 an dem Standort die maschinelle Papierherstellung ein.

Materialien für die Papierfabrik und der Rücktransport des fertigen Papieres wurden über eine lange Zeit mit Pferden gezogen. Deshalb wird diese Strecke „Pferdebahn“ genannt.

 

Im April 1899 wurden das Herrenhaus bei der Papierfabrik bezogen.

Zu dieser Zeit wurde in der Papierfabrik Streichrohpapier hergestellt und in der Streicherei mit Farben aus Glanzweiß, Blancefixe, Kaolin und anderen Stoffen beschichtet. Als Bindemittel dienten Kasein (Käsestoff aus Milch) und Limolin (Kartoffelstärke). Das Endprodukt war also buntbeschichtetes Papier.

 

Um die Nachfrage nach dem Papier zu erfüllen, wurde auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 eine Papiermaschine der Maschinenfabrik Füllner aus Warmbrunn/Schlesien gekauft und bis 1909 aufgebaut. Um eine stufenlose Regelung der gesamten Maschine zu erreichen, wurde sie von einem Gleichstrommotor angetrieben. Alle Maschinen wurden über Transmissionen, Flachriemen und einem Stahlband angetrieben. Eine Dampfmaschine mit Generator erzeugte den benötigten Strom. Ab 1940 erfolgte die Stromversorgung über ein öffentliches Stromnetz. Die Dampfmaschine diente dann nur noch zur Notversorgung. Der Notstrom für die Beleuchtung wurde von einer Wasserturbine im Unterwassergraben erzeugt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges standen in dieser Fabrik ca. 130 Männer und Frauen in Lohn und Brot.

Nach Kriegsende begann der mühselige Neuanfang, der Besitzer wurde enteignet. Die Wiederinbetriebnahme der Fabrik erfolgte 1947 als Volkseigener Betrieb. Die Papierfabrik entging der Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht, weil die technische Ausrüstung als veraltet angesehen wurde. Die Nachkriegsproduktion begann mit Schreib- und Druckpapier, Naturkunstdruck- und Packpapier. Danach wurde mit der Herstellung Pergamentrohpapier begonnen. Dies war der Grundstoff für Echt-Pergament. Dieses diente in der DDR als Butterbrot- und Margarineeinwickelpapier.

Die Tagesproduktion wurde bis 1993 auf ca. 30 Tonnen gesteigert. Neue Zellstoffsorten mit hoher Reißkraft kamen zum Einsatz, ebenso wurden die Stoffsortierung und Aufbereitung verändert. Nach anfänglicher Ausweitung der Produkte, wurde bis zur Stilllegung 1993 nur noch Pergamentrohpapier und Druckpapier hergestellt.

 

Während der DDR-Zeit lang das Werk direkt am Grenzfluss Saale. Die Saale war bei DDR-Bürgern „beliebt“, um einen Fluchtversuch zu starten. Wohl auch aus diesem Grund befand sich ein DDR-Grenzposten auf dem Werksgelände.

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